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Wer hat Angst vorm (bösen) Wolf? Transformative Bildungsprozesse im Kontext einer BNE am außerschulischen Lernort

Aktivität: Vortrag oder Präsentation an externen Einrichtungen/VeranstaltungenVortragBeigetragen

Datum

6 Sept. 2022

Beschreibung

Wer hat Angst vorm (bösen) Wolf? Gesellschaftliche und ökologische Umbruchsprozesse im Kontext einer BNE am regionalen außerschulischen Lernort
Der mehrperspektivische Blick auf Umbrüche und konfligierende Veränderungsprozesse sowie damit verbundene Gestaltungmöglichkeiten der Gesellschaft kann im begrenzten Horizont des Klassenzimmers nur unzureichend eingenommen werden, da die räumlichen und zeitlichen Grenzen eng gesetzt sind und die Perspektive des einzelnen Unterrichtsfachs die Umbrüche nicht ganzheitlich darstellt. Der Einbezug außerschulischer Lernorte (ASL) hingegen ermöglicht Lernenden authentische Begegnungen mit Umbruchsprozessen vor Ort und kann damit zur Förderung der Gestaltungskompetenz beitragen (vgl. Schockemöhle 2009), da Partizipationsprozesse eingeübt werden können.
Das Bildungspotenzial außerschulischer Lernorte ist dabei anschlussfähig an die pädagogischen Ziele der BNE, da die Förderung eines reflektierten, vernetzten und interdisziplinären Denkens im Fokus steht (vgl. Diersen & Paschold 2020). Die mit einer kritisch-emanzipatorischen BNE verbundenen Kenntnisse und Fähigkeiten sind Grundlage für eine kritische Auseinandersetzung in gesellschaftlichen Debatten, im Kontext (nicht) nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsweisen und deren Repräsentationen, insbesondere vor dem Hintergrund der Partizipation an gesellschaftlicher Transformation.
Um individuelle Anschlüsse an Unterrichtsgegenstände zu ermöglichen, bietet sich der konkrete Blick auf regionale Schlüsselprobleme in Anlehnung an Klafki (vgl. 1993), die der Lebenswelt der Lernenden entstammen. Diese eröffnen Möglichkeiten zur Entwicklung der Gestaltungskompetenz und der Partizipation zugänglicher, als die abstrakte Beschäftigung mit als fern und überfordernd empfundenen, globalen Problemstellungen. Der Transfer der Ergebnisse aus der Beschäftigung mit dem konkreten Nahbereich für den abstrakteren Fernbereich und damit auf die globalen Transformations- und Umbruchsprozesse kann besonders unter Einbezug von ASL initiiert werden.
Im Beitrag wird das fächerübergreifende Unterrichtskonzept "Wer hat Angst vorm (bösen) Wolf?" vorgestellt und anhand der dazugehörigen Begleitforschung auf seine Wirksamkeit hinsichtlich der Gestaltungsfähigkeit und Partizipation der SuS bei der Auseinandersetzung mit Transformationen auf der Basis von Schüler:inneninterviews vorgestellt.
Es wird zum einen gezeigt, wie Lernprozesse zu gesellschaftlichen und ökologischen Umbrüchen in der Auseinandersetzung mit einem regionalen Schlüsselproblem ausgelöst werden. Dies gelingt, wie die Ergebnisse der Interviews nahelegen, insbesondere dann, wenn die Schlüsselprobleme an die Lebenswelt der Schüler:innen angebunden sind und dadurch als relevant wahrgenommen werden.
Darüber hinaus zeigt sich in den Interviewergebnissen die besondere Eignung regionaler Schlüsselprobleme, die eine unmittelbare Begegnung vor Ort ermöglichen und aus denen konkrete Handlungs- und Gestaltungsoptionen für Schüler:innen ableitbar sind.
Zum anderen wird der Lernort auf seine spezifische Eignung zur Gestaltung der Lernprozesse untersucht und der Mehrwert des außerschulischen Lernens für das Lernen an Umbrüchen im Sinne einer BNE gegenüber dem Lernen im Klassenzimmer herausgearbeitet. Insbesondere die veränderte Lernumgebung und die Öffnung des Schulunterrichts zeigen vielfältige Potenziale, die sich in den Schüler:inneninterviews aufzeigen lassen.
Ebenfalls zentral für die Arbeit vor Ort sind unmittelbare Erfahrungen (z.B. das Finden von Wolfspuren) und authentische Handlungen (z.B. das Prüfen der Weidezaunsicherheit), die sich in den Interviews als intensiv erinnerte Aspekte zeigen lassen und aus denen sich auf eine gesteigerte Relevanzwahrnehmung schließen lässt.
Der Lernort ermöglich darüber hinaus eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit dem Thema, indem z.B. eine kritische Auseinandersetzung mit kulturell geprägten Wolfsbildern durch das Begegnen und Reflektieren von bekannten und neuen Erzählungen zum Wolf angeregt wird. In den Interviews kann gezeigt werden, wie auf dieser Grundlage Reflexionsprozesse der Mensch-Umwelt-Beziehung und tradierter Werturteile in Gang gesetzt werden, die die Grundlagen für eine Positionierung zum regionalen Schlüsselproblem auf der Grundlage der Erfahrungen am Lernort bilden.
Im Beitrag werden die Chancen des regionalen außerschulischen Lernortes mit seinen Möglichkeiten zu authentischen Handlungen und unmittelbaren Erfahrungen für die Beschäftigung mit gesellschaftlichen und ökologischen Umbruchsprozesse im Kontext einer BNE diskutiert und am Beispiel entfaltet.

LITERATUR:
Diersen, Gabriele & Paschold, Lara (2020). Außerschulisches Lernen – ein Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und Inklusion. In: Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik. 43 (1), S. 11–19.
Klafki, Wolfgang (1993). Allgemeinbildung heute – Grundzüge internationaler Erziehung. In: Pädagogisches Forum. 1993(1), S. 21–28.
Schockemöhle, Johanna (2009). Außerschulisches regionales Lernen als Bildungsstrategie für eine nachhaltige Entwicklung. Weingarten: Selbstverlag Hochschulverband für Geographie und ihre Didaktik e.V..

(Fach-)Tagung

TitelDGfE-BNE-Komissionstagung 2022
UntertitelÖkologische, gesellschaftliche und individuelle Umbrüche und ihre Bedeutung für Bildung für nachhaltige Entwicklung
Dauer5 - 7 September 2022
Webseite
BekanntheitsgradNationale Veranstaltung
OrtGoethe Universität Frankfurt am Main
StadtFrankfurt am Main
LandDeutschland

Schlagworte

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