A window to the past through modern urban environments: Developing a photogrammetric workflow for the orientation parameter estimation of historical images
Research output: Types of thesis › Doctoral thesis
Contributors
Abstract
Der andauernde Prozess der Digitalisierung in Archiven ermöglicht den Zugriff auf immer größer werdende historische Bildbestände. In vielen Repositorien können die Bilder typischerweise in einer Listen- oder Gallerieansicht betrachtet werden. Aufgrund der steigenden Zahl an digitalisierten Objekten wird diese Art der Visualisierung zunehmend unübersichtlicher. Es kann u.a. nur noch schwierig bestimmt werden, wie viele Fotografien ein bestimmtes Motiv zeigen. Des Weiteren können räumliche Informationen bisher nur über Metadaten vermittelt werden. Im Rahmen der Arbeit wird an der automatisierten Ermittlung und Bereitstellung dieser räumlichen Daten geforscht. Erweiterte Visualisierungsmöglichkeiten machen diese Informationen Wissenschaftlern sowie Bürgern einfacher zugänglich. Diese Visualisierungen können u.a. in drei-dimensionalen (3D), Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR) Anwendungen präsentiert werden. Allerdings erfordern Anwendungen dieser Art die Schätzung des Standpunktes des Fotografen. Im photogrammetrischen Kontext spricht man dabei von der Schätzung der inneren und äußeren Orientierungsparameter der Kamera. Zur Bestimmung der Orientierungsparameter für Einzelbilder existieren die etablierten Verfahren der direkten linearen Transformation oder des photogrammetrischen Rückwärtsschnittes. Dazu muss eine Zuordnung von gemessenen Objektpunkten zu ihren homologen Bildpunkten erfolgen. Das ist für einzelne Bilder realisierbar, wird aber aufgrund der großen Menge an Bildern in Archiven schnell nicht mehr praktikabel. Für größere Bildverbände wird im photogrammetrischen Kontext somit üblicherweise das Verfahren Structure-from-Motion (SfM) gewählt, das die simultane Schätzung der inneren sowie der äußeren Orientierung der Kameras ermöglicht. Während diese Methode vor allem für sequenzielle, gegenwärtige Bildverbände gute Ergebnisse liefert, stellt die Anwendung auf unsortierten historischen Fotografien eine große Herausforderung dar. Im Rahmen der Arbeit, die sich größtenteils auf Szenarien stadträumlicher terrestrischer Fotografien beschränkt, werden zuerst die Gründe für das Scheitern des SfM Prozesses identifiziert. Im Gegensatz zu sequenziellen Bildverbänden zeigen Bildpaare aus unterschiedlichen zeitlichen Epochen oder von unterschiedlichen Standpunkten enorme Differenzen hinsichtlich der Szenendarstellung. Dies können u.a. Unterschiede in der Beleuchtungssituation, des Aufnahmezeitpunktes oder Schäden am originalen analogen Medium sein. Da für die Merkmalszuordnung in SfM automatisiert homologe Bildpunkte in Bildpaaren bzw. Bildsequenzen gefunden werden müssen, stellen diese Bilddifferenzen die größte Schwierigkeit dar. Um verschiedene Verfahren der Merkmalszuordnung testen zu können, ist es notwendig einen vororientierten historischen Datensatz zu verwenden. Da solch ein Benchmark-Datensatz noch nicht existierte, werden im Rahmen der Arbeit durch manuelle Selektion homologer Bildpunkte acht historische Bildtripel (entspricht 24 Bildpaaren) orientiert, die anschließend genutzt werden, um neu publizierte Verfahren bei der Merkmalszuordnung zu evaluieren. Die ersten verwendeten Methoden, die algorithmische Verfahren zur Merkmalszuordnung nutzen (z.B. Scale Invariant Feature Transform (SIFT)), liefern nur für wenige Bildpaare des Datensatzes zufriedenstellende Ergebnisse. Erst durch die Verwendung von Verfahren, die neuronale Netze zur Merkmalsdetektion und Merkmalsbeschreibung einsetzen, können für einen großen Teil der historischen Bilder des Benchmark-Datensatzes zuverlässig homologe Bildpunkte gefunden werden. Die Bestimmung der Kameraorientierung erfordert zusätzlich zur Merkmalszuordnung eine initiale Schätzung der Kamerakonstante, die jedoch im Zuge der Digitalisierung des analogen Bildes nicht mehr direkt zu ermitteln ist. Eine mögliche Lösung dieses Problems ist die Verwendung von drei Fluchtpunkten, die automatisiert im historischen Bild detektiert werden und aus denen dann die Kamerakonstante bestimmt werden kann. Die Kombination aus Schätzung der Kamerakonstante und robuster Merkmalszuordnung wird in den SfM Prozess integriert und erlaubt die Bestimmung der Kameraorientierung historischer Bilder. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird ein Arbeitsablauf konzipiert, der es ermöglicht, Archive mittels dieses photogrammetrischen Verfahrens direkt an 3D-Anwendungen anzubinden. Eine Suchanfrage in Archiven erfolgt üblicherweise über Schlagworte, die dann als Metadaten dem entsprechenden Objekt zugeordnet sein müssen. Eine Suche nach einem bestimmten Gebäude generiert deshalb u.a. Treffer zu Zeichnungen, Gemälden, Veranstaltungen, Innen- oder Detailansichten. Für die erfolgreiche Anwendung von SfM im stadträumlichen Kontext interessiert jedoch v.a. die fotografische Außenansicht des Gebäudes. Während die Bilder für ein einzelnes Gebäude von Hand sortiert werden können, ist dieser Prozess für mehrere Gebäude zu zeitaufwendig. Daher wird in Zusammenarbeit mit dem Competence Center for Scalable Data Services and Solutions (ScaDS) ein Ansatz entwickelt, um historische Fotografien über Bildähnlichkeiten zu filtern. Dieser ermöglicht zuverlässig über die Auswahl eines oder mehrerer Suchbilder die Suche nach inhaltsähnlichen Ansichten. Durch die Verknüpfung der inhaltsbasierten Suche mit dem SfM Ansatz ist es möglich, automatisiert für eine große Anzahl historischer Fotografien die Kameraparameter zu bestimmen. Das entwickelte Verfahren stellt eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu kommerziellen und open-source SfM Standardlösungen dar. Das Ergebnis dieser Arbeit ist ein kompletter Arbeitsablauf vom Archiv bis zur Applikation, der automatisch Bilder filtert und diese orientiert. Die zu erwartende Genauigkeit von wenigen Metern für die Kameraposition sind ausreichend für die dargestellten Anwendungen in dieser Arbeit, bieten aber weiteres Verbesserungspotential. Eine Anbindung an Archive, die über Schnittstellen automatisch Fotografien und Positionen austauschen soll, befindet sich bereits in der Entwicklung. Dadurch ist es möglich, innere und äußere Orientierungsparameter direkt von der historischen Fotografie als Metadaten abzurufen, was neue Forschungsfelder eröffnet.
Details
Original language | English |
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Qualification level | Dr.-Ing. |
Awarding Institution | |
Supervisors/Advisors |
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Defense Date (Date of certificate) | 23 Jun 2022 |
Publication status | Published - 5 Oct 2022 |
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External IDs
ORCID | /0000-0002-2456-9731/work/153654817 |
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Keywords
Keywords
- Photogrammetrie, Historische Fotografien, Merkmalszuordnung, Kameraparameter, Fluchtpunktdetektion