Wohlfahrtswirkungen der Liberalisierung auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt im Spannungsfeld zwischen Daseinsvorsorge und Wettbewerb
Publikation: Hochschulschrift/Abschlussarbeit › Diplomarbeit
Beitragende
Abstract
Elementares Schlagwort des wirtschaftspolitischen Diskurses der vergangenen zwanzig Jahre – auf deutscher und europäischer Ebene – war und ist der Begriff Liberalisierung. Vorreiter für eine Welle von Privatisierungen oder zumindest dem Bestreben diese in Angriff zu nehmen war auf nationaler Ebene der Telekommunikationssektor. Für diesen nahm der Prozess hin zur Marktöffnung und somit zu freiem, aber auch weiterhin regulierungsbedürftigem Wettbewerb, zu Jahresbeginn 1998 ein erfolgreiches Ende. Zahlreiche neue Anbieter haben sich am Markt durchgesetzt. Hohes Investitionsaufkommen, kreative Produktgestaltung und natürlich die massiven Preissenkungen sorgten für eine Dynamisierung der Marktentwicklung. Der Incumbent – die Deutsche Telekom AG – hat bis heute erhebliche Einbußen bei Markt- und Umsatzanteilen zu verzeichnen. Einzig beim Zugang zu den sogenannten monopolistischen Engpassbereichen (Bottleneck), hier speziell die Teilnehmeranschlussleitung (letzte Meile, Local Loop) konnte der ehemalige Staatsmonopolist seine starke Stellung behaupten. Auch wenn die Priorität der wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger auf der Schaffung von Wettbewerbsstrukturen lag, so haben diese den grundgesetzlich fixierten Auftrag zur Gewährleistung eines telekommunikativen Mindestangebots zu angemessenen Preisen und in der Fläche nicht außer acht gelassen. Nach der novellierten Fassung des TKG aus dem Jahr 2004 sind TK-Anbieter verpflichtet mindestens einen schmalbandigen Anschluss an das öffentliche Telefonnetz bereitzustellen. Hierüber muss der Zugang zu Sprach- und Datenkommunikationsdiensten inklusive von Online-Diensten gewährleistet sein. Eine Ausweitung des Universaldienstkonzepts auf den Zugang zu einem Breitbandanschluss ist derzeit nicht vorgesehen. Versorgungslücken in diesem Bereich sollen über individuell gestaltete Insellösungen behoben werden. Nun stellt sich die Frage, welche konkreten monetären Vorteile haben sich denn durch die Liberalisierung für die Konsumenten von Telekommunikationsdienstleistungen ergeben. Über die Anwendung eines mikroökonomischen Konzepts – nämlich der kompensierenden Einkommensvariation – war eine exakte Bestimmung der Zugewinne an Konsumentenwohlfahrt möglich. Insgesamt haben die Verbraucher im Zeitraum von 1998 bis 2005 liberalisierungsbedingt ca. 35 Mrd. Euro an zusätzlicher Konsumentenwohlfahrt generiert. Unter Fortbestand der monopolistischen Marktstruktur hätten sich lediglich 4,1 Mrd. Euro an Verbrauchergewinnen realisieren lassen. Andererseits beliefen sich die hypothetischen Zugewinne für den eigens konstruierten Marktfall der Liberalisierung mit unabhängiger Netzgesellschaft auf 42,2 Mrd. Euro. Auf die Gesamtbeschäftigung des Festnetzmarktes hatte die Liberalisierung hingegen einen geringeren Einfluss. Gerade einmal 1.000 zusätzliche Arbeitsplätze konnten dauerhaft bis zum Jahresanfang 2007 geschaffen werden. Schlagwörter: Festnetzsektor; Liberalisierung; Daseinsvorsorge; TK; Universaldienst; Wohlfahrts-effekt;Konsumentenwohlfahrt; Kompensationsvariation;Konsumentenrente
Details
Originalsprache | Deutsch |
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Gradverleihende Hochschule | |
Betreuer:in / Berater:in |
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Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2008 |
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