Nulltarife und kostenreduzierte Angebote werden seitens der Politik und der Medien als möglicher Lösungsansatz deklariert, um den öffentlichen Personennahverkehr zu stärken. Aufgrund der massiven Schadstoffbelastung in Ballungsräumen ist ein Umdenken im bisherigen Mobilitätsverhalten unerlässlich. Ziel dieser Arbeit ist, anhand der Betrachtung der Praxisbei-spiele Wien und Tallinn zu analysieren, ob Nulltarife oder kostenreduzierte Angebote einen Verlagerungseffekt vom motorisierten Individualverkehr hin zum öffentlichen Personennah-verkehr bewirken können. Weiterhin soll in diesem Zusammenhang geprüft werden, inwiefern sich derartige Angebote auf deutsche Städte übertragen lassen und welche Rolle der Preis bei der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs spielt. Um die Potenziale eines kosten-reduzierten Angebots abschätzen zu können, wird in einer empirischen Analyse die Zahlungsbereitschaft der ÖPNV-Nutzer beziehungsweise -Nichtnutzer anhand der van Westendorp-Methode ermittelt. Die Datenerhebung erfolgt dabei mithilfe eines Online-Fragebogens. Neben der Höhe der Zahlungsbereitschaft werden im Rahmen einer Korrelati-onsanalyse deren Einflussfaktoren sowie Determinanten des ÖPNV-Nutzungsverhaltens be-stimmt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Qualitätsmerkmale wie Pünktlichkeit oder Taktfrequenz ausschlaggebender sind im Hinblick auf die Verwendung der öffentlichen Ver-kehrsmittel als der Preis. Eine bloße Fokussierung auf den Ticketpreis kann daher den ge-wünschten Verlagerungseffekt nicht erzielen. Bezogen auf das Nutzungsverhalten hat sich herausgestellt, dass dieses maßgeblich vom Alter und vom Wohnort der jeweiligen Person abhängig ist. Die Zahlungsbereitschaft steht wiederum mit der Nutzungshäufigkeit und ein-zelnen Qualitätsmerkmalen im Zusammenhang. Es ist aus wirtschaftlicher Perspektive nicht empfehlenswert ein 365-Euro-Jahresticket einzuführen, da die Zahlungsbereitschaft von Nutzern und Nichtnutzern nicht komplett ausgeschöpft wird.