In diesem Kapitel wird das Konzept der Gemeinschaft in Bezug auf den Begriff der Gesellschaft am Beispiel von Migrantenfamilien untersucht. Obwohl Migrationsprozesse schon immer Gesellschaften geprägt haben, hat die Migration über nationale Grenzen hinweg in den letzten Jahrzehnten eine neue Dimension erreicht. Indem sie transnationale Gemeinschaften bilden und aufrechterhalten, passen sich Migranten nicht nur an ihre Aufnahmegesellschaften an und schaffen neue symbolische Räume der Verbundenheit, sondern sie stellen auch national konnotierte Vorstellungen von sozialer Zugehörigkeit und gesellschaftlichen Grenzen in Frage. Dies wirft eine Reihe von Fragen auf, wie zum Beispiel: Wenn Migrationsbewegungen Verbindungen über Grenzen hinweg schaffen, auf wen bezieht sich dann das "Wir" in unserer heutigen, global vernetzten Gesellschaft? Wie verhält sich Zugehörigkeit zu Partizipation, je nachdem, ob sich ein Kollektiv als Gemeinschaft oder als Gesellschaft versteht? Und wie organisieren Migranten ihr (transnationales) Leben räumlich? Ausgehend von Perspektiven der klassischen Soziologie, der kritischen Migrationsforschung und der transnationalen Studien wird in diesem Kapitel zunächst die Geschichte des Begriffs "Gemeinschaft" in der Migrationsforschung skizziert. Am Beispiel der transmigrantischen Familie wird anschließend das Verhältnis zwischen Zugehörigkeit und Teilhabe an der Weltgesellschaft und der räumlichen Konstitution des transmigrantischen Familienlebens diskutiert. Dabei bewerten die Autoren die Bedeutung des Raums im Verhältnis zum Ort für die Aufrechterhaltung einer Gemeinschaft.