Wirtschaftskriminalität als Folge wertbezogener Orientierungen? Ergebnisse einer empirischen Untersuchung

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Beitragende

Abstract

Die Erklärung von Wirtschaftskriminalität als Folge wertbezogener Orientierungen ist in der kriminologischen Diskussion nicht explizit neu. So deutete bereits der Begründer der White-Collar-Crime Forschung, Edwin H. Sutherland, wirtschaftskriminelles Handeln als Folge der positiven Definition und
Wertung entsprechender Normverletzungen im Kontext unternehmensinterner Subkulturen (vgl. Sutherland 1983: 240ff.). Gleichwohl sind empirische Studien zu kriminogenen Wertorientierungenwirtschaftlicher Akteure bis dato insbesondere im lich auf der Einschätzung dritter Personen, nämlich der internen Revisoren und Compliance-Beauftragten der befragten Unternehmen. Die empirische Validität dieser Einschätzungen wird leider in keiner
der genannten Studien nachhaltig sichergestellt.
Gleiches gilt für alle Aussagen zu einem „mangelnden Werte- und Unrechtsbewusstsein“ auf Seiten der Unternehmensangestellten und seinen kriminogenen Auswirkungen. So bleibt hier nicht zuletzt unklar, was genau unter einem mangelnden Wertebewusstsein zu verstehen ist.
Der vorliegende Beitrag will in diesem Zusammenhang eine Erkenntnislücke schließen. Er fragt danach, welche wertbezogenen Orientierungsmuster sich in der Erwerbsbevölkerung unterscheiden lassen und wie weit einzelne Orientierungsmuster empirisch zu einer erhöhten Delinquenzbereit-
schaft in Beziehung stehen. Fokussiert wird dabei insbesondere die Frage, wie stark sich in diesem Sinne kriminogene Wertorientierungen in unterschiedlichen beruflichen Status- und Erwerbsgruppen eines Unternehmens konzentrieren.
deutschsprachigen Kontext vergleichsweise rar. Abgesehen von einer Studie Alexander Schlegels zu den Werthaltungen inhaftierter Wirtschaftsdelinquenten (vgl. Schlegel 2003) finden sich in der Sache lediglich solche Untersuchungen, die indirekt auf die Bedeutung wertbezogener Orientierungen
für die Entstehung von Wirtschaftskriminalität hinweisen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang nicht zuletzt die jüngeren Studien der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften KPMG und Price Waterhouse
Coopers, die beide ein „mangelndes Wertebewusstsein“ auf Seiten der Unternehmensangestellten als eine der zentralen Ursachen für Wirtschaftskriminalität herausstellen. Die Price Waterhouse Coopers-Studie aus dem Jahr 2005 verweist darauf, dass 66 % aller befragten Unternehmen ein mangelndes Werte- und Unrechtsbewusstsein als Ursache für wirtschaftskriminelles Handeln namhaft machen (vgl. Price Waterhouse Coopers 2005: 26). Der KPMG zufolge sind dabei besonders „nicht vorhandene oder unerwünschte Werte bei Führungskräften“ (vgl. KPMG: 26) ein Risikofaktor, der die Wahrscheinlichkeit wirtschaftskrimineller Handlungen durch Unternehmensangestellte erhöht. ...

Details

OriginalspracheDeutsch
Seiten (von - bis)25-37
FachzeitschriftForum Wirtschaftsethik : Jahresschrift des DNWE / Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik, EBEN Deutschland e.V.
Jahrgang15
Ausgabenummer1
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2007
Peer-Review-StatusNein

Externe IDs

ORCID /0000-0001-5423-0109/work/142237559