Verwendung von Dentalamalgam: Aktuelle Versorgungsrealität und Auswirkungen des bevorstehenden Amalgamverbots

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Beitragende

  • Michael Rädel - , Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik (Autor:in)
  • Heinz-Werner Priess - , AGENON GmbH (Autor:in)
  • Steffen Bohm - , AGENON GmbH (Autor:in)
  • Michael H. Walter - , Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden (Autor:in)

Abstract

Ziel
Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Amalgamverbots in der Europäischen Union war es das Ziel dieser Studie, die aktuelle Verwendung und Bedeutung von Amalgam in der vertragszahnärztlichen Versorgung anhand von
Routinedaten der BARMER genauer zu untersuchen.

Methoden
Amalgamfüllungen müssen in der vertragszahnärztlichen Abrechnung seit dem 1. Januar 2021 gekennzeichnet werden. Die vorliegenden Routinedaten der BARMER umfassen die Jahre 2021 bis 2023. Dabei wurde ein Umfang von circa 9 Millionen Versicherten (mindestens 10 Prozent der deutschen Bevölkerung) erfasst. Die Verwendung von Amalgam wurde auf den drei Ebenen der Restaurationen, Inanspruchnehmenden und Praxen gemessen. Es wurde speziell der Seitenzahnbereich betrachtet (bleibende Zähne 4 bis 8, Prämolaren und Molaren). Die Auswertungen erfolgten für ganz Deutschland und regional differenziert nach Kreisen.

Ergebnisse
Der Anteil der Amalgamfüllungen im Seitenzahnbereich (bleibende Zähne) lag im Jahr 2023 bundesweit bei 2,6 Prozent. Von 2021 bis 2023 zeigte sich ein abnehmender Trend. Ein Anteil von 3,5 Prozent der Füllungspatienten nutz-
te im Jahr 2023 Amalgam für Seitenzahnfüllungen. Die regionalen Anteile von Patientinnen und Patienten mit Füllungsleistungen im Seitenzahnbereich, die dafür mindestens einmal im Jahr 2023 Amalgam in Anspruch nahmen,
lagen zwischen 0,7 Prozent und 16,9 Prozent. Der Anteil der Zahnarztpraxen, die noch Amalgam verwenden, schwankte je nach Kreis zwischen 4,4 Prozent und 59,2 Prozent mit einem bundesweiten Mittelwert von 19,6 Pro-
zent.

Schlussfolgerungen
Wie angenommen, sehen wir einen deutlichen Rückgang der Amalgamverwendung in Deutschland. Allerdings sind die regionalen Unterschiede unerwartet groß. Es gibt Regionen, in denen Amalgam bei mehr als einem Sechstel aller Füllungspatientinnen und -patienten und in über der Hälfte der Praxen noch als Füllungswerkstoff verwendet wird, während in anderen Regionen die Amalgamverwendung fast keine Rolle mehr spielt. Der Verlust eines medizinisch akzeptierten und langlebigen Werkstoffs ohne Zuzahlung trifft vermutlich besonders sozial schwache Bevölkerungsgruppen. Es sollte eine benachteiligungsfreie Lösung für die jetzigen Inanspruchnehmenden von Amalgamfüllungen angestrebt werden.

Details

OriginalspracheDeutsch
TitelSchriftenreihe zur Gesundheitsanalyse
Seitenumfang17
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2024
Peer-Review-StatusNein

Publikationsreihe

ReiheSchriftenreihe zur Gesundheitsanalyse / Barmer GEK

Externe IDs

ORCID /0000-0001-5859-2318/work/176343563

Schlagworte