Raumkonzepte zur Unterstützung der Selbsthilfe und Mobilität von Menschen mit Demenz im Krankenhaus: Eine Untersuchung am Beispiel von Spezialstationen.

Publikation: Hochschulschrift/AbschlussarbeitDissertation

Abstract

Krankenhäuser stehen vor der Herausforderung eine steigende Anzahl von Menschen mit Demenz versorgen zu müssen. Diese Personengruppe gilt als hochvulnerabel und ist durch einen Krankenhausaufenthalt in erhöhtem Maße von negativen Begleiterscheinungen betroffen. Neben der Erschwernis, sich auf die unbekannte Situation im Krankenhaus einstellen zu können, ist bei ihnen das Risiko funktioneller Verluste während des Aufenthaltes erhöht. Dies hat häufig Einbußen in der Selbstständigkeit und der gewohnten Lebensführung zur Folge. Aufgrund dieser und weiterer Beobachtungen wurden zur Verbesserung der Situation von Menschen mit Demenz in Krankenhäusern in den letzten Jahren demenzsensible Konzepte entwickelt und umgesetzt. Ein Ansatz für eine demenzsensible Versorgung kann dabei die Einrichtung sogenannter Spezialstationen darstellen, die mit einem umfassenden Versorgungskonzept den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz im Krankenhaus begegnen. Das Konzept beinhaltet neben therapeutischen und pflegerischen Interventionen auch räumliche Maßnahmen, durch die therapeutisch-medizinische Ziele wie der Erhalt des funktionellen Status unterstützt werden sollen. In dieser Dissertation wurde der Einfluss der baulich-gestalterischen Parameter der Raumkonzepte von Spezialstationen auf die Verbesserung der Mobilität und Selbsthilfefähigkeit von Behandelten mit kognitiven Einschränkungen untersucht. Dafür wurden 35 Spezialstationen räumlich quantitativ evaluiert und mit Behandlungsergebnissen hinsichtlich der Veränderung der Selbsthilfefähigkeiten und der Mobilität korreliert. Inhalte der räumlichen Datenerhebung waren Gebäudetypologien, Stationsgrößen, Raumprogramme und Space Syntax Analysen sowie die Umsetzung demenzsensibler Gestaltungskriterien. Es zeigte sich eine Vielfalt an Raumkonzepten der Spezialstationen sowie verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten in der Raumgestaltung, die von krankenhausüblicher Gestaltung abweicht. Der Umsetzungsgrad demenzsensibler Gestaltungskriterien auf den Stationen war hoch. Durch die statistische Datenanalyse konnten Zusammenhänge nachgewiesen werden zwischen dem Umsetzungsgrad demenzsensibler Gestaltung und der Verbesserung der Fähigkeiten zur Selbsthilfe der Behandelten. Des Weiteren zeigten räumliche Merkmale, die zu einer Erhöhung der zurückzulegenden Strecken auf der Station führten, positive Effekte auf die Verbesserung der Mobilität der Behandelten. Im Ergebnis dieser Arbeit wird argumentiert, dass demenzsensible Gestaltung ein Treiber hin zu einem menschenzentrierten Krankenhaus darstellen kann. Es wird ein Modell für ein integratives Stationskonzept präsentiert, das zur Stärkung von Selbsthilfefähigkeiten und Mobilität der Behandelten beitragen soll und dabei unterschiedliche Reizdichten für Menschen verschiedener Vulnerabilität berücksichtigt.

Details

OriginalspracheDeutsch
QualifizierungsstufeDr.-Ing.
Gradverleihende Hochschule
Betreuer:in / Berater:in
  • Marquardt, Gesine, Betreuer:in
Förderer
  • Robert Bosch Stiftung
Datum der Verteidigung (Datum der Urkunde)8 Sept. 2021
PublikationsstatusVeröffentlicht - 4 März 2021
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