Einflussfaktoren auf den Stresslevel von Auerhühnern (Tetrao urogallus) im Schwarzwald: Eine Untersuchung von Glucocorticoiden im Kot der Tiere unter Berücksichtigung verschiedener Umweltbedingungen und individueller Unterschiede

Publikation: Hochschulschrift/AbschlussarbeitMasterarbeit

Beitragende

  • Mirjam Willert - (Autor:in)

Abstract

Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) stellt eine Charakterart strukturreicher und lichter Nadelwälder in borea-len, montanen Gebieten dar. Der Schwarzwald, ein Mittelgebirge im Süd-Westen Deutschlands, beheima-tet eine Jahrhunderte alte, lokale Auerhuhn-Population. Deren aktueller Bestand befindet sich jedoch nach einem negativen Entwicklungstrend seit den 1990er Jahren auf einem dramatisch niedrigen Niveau, sodass das Überleben der Population stark gefährdet ist. Kenntnisse über die Ursachen des Bestandsrückgangs sind für den Erhalt der Population von großer Bedeutung. Nur so können zielgerichtete (Naturschutz-) Maßnahmen getroffen werden.\nEine gängige Methode zur Erfassung von Einflussfaktoren auf die Fitness und das Verhalten von Wildtie-ren ist die Analyse von Stresshormonen. Das hier angewandte non-invasive Vorgehen ermöglicht stress-physiologische Untersuchungen ohne zusätzliche Belastung der Tiere.\nIm gesamten Verbreitungsgebiet des Auerhuhns im Schwarzwald wurden in den Wintern 2012 bis 2015 750 Kotproben gesammelt und auf Abbauprodukte des Stresshormons Corticosteron analysiert. Die Kon-zentration der Corticosteron Metaboliten (CM) wurde mittels statistischer Modellierung auf Zusammen-hänge mit endogenen und exogenen Faktoren geprüft. So sollte ermittelt werden, welche Einflussfaktoren auf den Stresslevel der Tiere wirken und wie diese untereinander in Verbindung stehen. Durch vorherige genetische Analysen war es möglich, die Kotproben nach Geschlecht und Individuum auszuwerten und so die endogene Einflusskomponente erstmals in einem integrativen Ansatz zu berücksichtigen.\nEs hat sich gezeigt, dass sowohl endogene als auch exogene Faktoren den Stresslevel der Auerhühner beeinflussen. Individuum, Geschlecht, Teilgebiet, anthropogene Störung sowie Waldstruktur und Wetter-bedingungen wiesen signifikante Effekte auf die CM-Konzentration auf. Der geschätzte Stresslevel ist dabei bei Hähnen höher als bei Hennen sowie niedriger im nördlichsten Teilgebiet des Schwarzwaldes als in den südlicher und östlicher gelegenen. Außerdem steigt die CM-Konzentration je näher sich die Probe an einem Wintertourismus-Element befindet, je geringer der Anteil an Kiefern ist und je weniger kalte Minimaltemperaturen in der Woche vor Sammlungszeitpunkt vorherrschten. Hervorzuheben ist die Ver-schiebung der jeweiligen Effektgrößen je nach Variablenzusammensetzung und Betrachtungsebene (punk-tuelle oder großräumige Ebene). Insbesondere das Hinzuziehen der Habitatstruktur wirkt sich auf die Ein-flussstärke anderer Variablen aus. Darüber hinaus zeigt die ermittelte Varianz zwischen den CM-Konzentrationen der Individuen die Schwierigkeit auf, Stresslevel zu interpretieren, wenn keine Informa-tionen über die Zuordnung eines Individuums auf die betreffende Kotprobe vorliegen.\nInsgesamt macht die Untersuchung somit die Komplexität der stressphysiologischen Reaktionen und de-ren Einflüsse deutlich. Dies verdeutlicht die Dringlichkeit für künftige Studien, einen ebenso umfassenden Ansatz zu wählen, der endogene und exogene Faktoren einbezieht.

Details

OriginalspracheDeutsch
Gradverleihende Hochschule
Betreuer:in / Berater:in
  • Roth, Mechthilde, Betreuer:in
  • Roth, Mechthild, Betreuer:in, Externe Person
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2017
No renderer: customAssociatesEventsRenderPortal,dk.atira.pure.api.shared.model.researchoutput.Thesis

Schlagworte

Schlagwörter

  • Auerhuhn, Tetrao urogallus, Schwarzwald, Stress, Glucocorticoide,