Die reichstrukturierte Agrarlandschaft - ein unbeachteter Lebensraum für die gefährdete Europäische Wildkatze (Felis silvestris)

Publikation: Hochschulschrift/AbschlussarbeitDissertation

Beitragende

  • Karla Elisabeth Saskia Jerosch - (Autor:in)

Abstract

Seit Ende des 20. Jahrhunderts wird eine Ausbreitung der solitär lebenden und streng geschützten Europäischen Wildkatze (Felis silvestris) registriert, die sich auch aus den bewaldeten Lebensräumen in die weitgehend offene Agrarlandschaft erstreckt. Kenntnisse über Lebensraumansprüche in diesen Landschaftsausschnitten liegen bisher für die Art nicht vor. Ziel der Studie ist es, erstmalig Daten zur Raumnutzung aus einem bisher kaum bekannten Lebensraum zu erfassen. Der ökologische Erkenntnisgewinn soll Empfehlungen für lebensraumverbessernde Maßnahmen in landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaften erbringen, die auch den Individuenaustausch zwischen Populationen der Art fördern.\nDie Ergebnisse der Telemetriestudie in der Goldenen Aue belegen eine regelmäßige Nutzung der reichstrukturierten Agrarlandschaft durch etablierte Individuen. Darüber hinaus wurde ein erfolgreiches Reproduktionsereignis dokumentiert. Das Geschlechterverhältnis und die Altersstruktur der erfassten Tiere (n = 11) waren ausgeglichen. Die Aktionsraumgrößen der Kater stimmten weitgehend mit dem in bewaldeten Lebensräumen ermittelten Raumanspruch männlicher Wildkatzen überein. Weibliche Wildkatzen nutzten in der reichstrukturierten Agrarlandschaft deutlich kleinere Streifgebiete als ihre Artgenossinnen in den bewaldeten Lebensräumen. Die Studie bestätigt die strenge Bindung der Wildkatze an deckungsbietende Strukturen. Die Analyse zur Habitatnutzung ergaben saisonale und geschlechterspezifische Unterschiede: Während weibliche Wildkatzen in dem agrarisch dominierten Landschaftsausschnitt eher eine Bindung an flächige dauerhafte Strukturelemente, wie Feldgehölze- und kleine Waldinseln sowie aus der Nutzung genommene Streuobstwiesen zeigten, nutzten Kater hier lineare Elemente, wie strukturreiche Uferstreifen von Still-, und Fließgewässern sowie Weg- und Ackersäume intensiver. Und die Wahrscheinlichkeit eine Wildkatze fernab von dauerhaften deckungsbietenden Strukturen anzutreffen ist im Sommer höher als im Winter.\nDie Daten belegen, dass der bisher unbeachtete Lebensraum – die reichstrukturierte Agrarlandschaft - durchaus alle wichtigen Lebensraumfunktionen für die Europäische Wildkatze erfüllen kann.

Details

OriginalspracheDeutsch
QualifizierungsstufeDr. rer. nat.
Gradverleihende Hochschule
Betreuer:in / Berater:in
  • Roth, Mechthilde, Hauptbetreuer:in
  • Roth, Mechthild, Gutachter:in, Externe Person
  • Berger, Uta, Gutachter:in
Datum der Verteidigung (Datum der Urkunde)29 Apr. 2021
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2021
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Schlagworte

Schlagwörter

  • Telemetrie, Raum-Zeit-Nutzung, Habitatnutzung, Agrarlandschaft, Lebensraum, Gefährdung, Europäische Wildkatze, Felis silvestris