Der Zusammenhang zwischen onkologischen Therapien und wahrgenommener Stigmatisierung bei Krebspatienten mit Brust-, Darm-, Lungen-und Prostatakrebs - Ergebnisse einer registerbasierten Studie

Publikation: Beitrag in FachzeitschriftForschungsartikelBeigetragenBegutachtung

Beitragende

  • Beate Hornemann - , Universitäts KrebsCentrum Dresden (UCC) (Autor:in)
  • Charis Haering - , Universitäts KrebsCentrum Dresden (UCC) (Autor:in)
  • Leopold Hentschel - , Universitäts KrebsCentrum Dresden (Autor:in)
  • Anke Rentsch - , Universitäts KrebsCentrum Dresden (Autor:in)
  • Sabine Taubenheim - , Universität Leipzig (Autor:in)
  • Anja Mehnert-Theuerkauf - , Universität Leipzig (Autor:in)
  • Peter Esser - , Universität Leipzig (Autor:in)
  • Jochen Ernst - , Universität Leipzig (Autor:in)

Abstract

Hintergrund Untersuchungen zur Stigmatisierung von Krebspatienten zeigen eine moderate bzw. hohe Relevanz wahrgenommener Stigmatisierung. Bislang gibt es keine Studien, in denen Stigmatisierung explizit in Abhängigkeit von der onkologischen Therapie betrachtet wird. Wir untersuchten in einer großen Stichprobe die Rolle der onkologischen Therapie für die wahrgenommene Stigmatisierung.

Methoden Im Rahmen einer registerbasierten bizentrischen Studie wurden quantitative Daten von 770 Patienten (47,4% Frauen; 88%≥50 Jahre) mit Brust-, Darm-, Lungen- oder Prostatakrebs ausgewertet. Die Stigmatisierung wurde mit der deutschen Version der Social Impact Scale erhoben, das validierte Instrument umfasst neben einem Gesamtscore vier Subskalen. Die Daten wurden mit dem t-Test sowie einer multiplen Regression mit verschiedenen soziodemografischen und medizinischen Prädiktoren analysiert.

Ergebnisse Von den 770 Krebspatienten erhielten 367 (47,7%) eine Chemotherapie, ggf. in Kombination mit anderen Therapien (Operation, Strahlentherapie). Bei allen Stigmatisierungsskalen zeigten sich signifikante Mittelwertunterschiede (Effektstärken bis d=0,49) mit höheren Werten für Patienten mit Chemotherapie. Die multiplen Regressionsanalysen für die einzelnen Stigmatisierungsskalen demonstrieren einen über alle fünf Modelle hinweg signifikanten Einfluss der Variablen Alter (ß≤− 0,266) und Depressivität (ß≤0,627) sowie (bei vier Modellen) der Variable Chemotherapie (ß≤0,140) auf die wahrgenommene Stigmatisierung. Strahlentherapie weist in allen Modellen nur einen schwachen Einfluss auf und Operation hat keine Relevanz. Die erklärte Varianz liegt zwischen R2=27% bis 46,5%.

Diskussion und Schlussfolgerung Die Befunde unterstützen die Annahme eines Zusammenhangs der onkologischen Therapie, insbesondere der Chemotherapie, auf die wahrgenommene Stigmatisierung von Krebspatienten. Wichtige Prädiktoren sind dabei Depressivität und jüngeres Alter (< 50). Diese (vulnerablen) Personengruppen sollten in der klinischen Praxis daher besondere Aufmerksamkeit bzw. psychoonkologische Zuwendung erfahren. Weitere Forschungen zu Verlauf und Wirkmechanismen der therapiebezogenen Stigmatisierung sind darüber hinaus notwendig.

Details

OriginalspracheDeutsch
Seiten (von - bis)328-336
Seitenumfang9
FachzeitschriftPPmP Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie
Jahrgang73
Ausgabenummer8
PublikationsstatusVeröffentlicht - 16 Mai 2022
Peer-Review-StatusJa

Externe IDs

PubMed 37054742

Schlagworte

Ziele für nachhaltige Entwicklung

Schlagwörter

  • cancer, psycho-oncology, psychological distress, stigmatization, therapy