Das multiperspektivische Stillleben

Publikation: Hochschulschrift/AbschlussarbeitDiplomarbeit

Beitragende

  • Marcus Seidel - (Autor:in)

Abstract

Die Arbeit rekonstruiert das Stillleben "Die fünf Sinne" von Lubin Baugin zunächst maßstabsgetreu in ein Modell um nachfolgend an Hand des Modells einen perspektivischen Vergleich zwischen Malerei, Photographie und computergenerierter Realität vorzunehmen. Betrachtet man die Entwicklung der heutigen Zeit, welche durch eine immer bessere und leistungsfähigere Technik geprägt ist, könnte man zu der Erkenntnis gelangen, dass die Zukunft realistischer Darstellungen ausschließlich in perspektivischen Bildern liegt. Ganze Wissenschaftsbereiche beschäftigen sich damit, dreidimensionale Objekte und Räume in eine zweidimensionale Darstellung abzubilden. Dies ist insofern erstaunlich, da man über einen langen Zeitraum hinweg, von der Antike bis zum Ende des Mittelalters, keinen Wert auf wirklichkeitsgetreue, perspektivische Darstellungen legte. Ein Objekt wurde so gezeichnet, wie es seine Definition ergab und besaß dabei einen hohen Eigenwert. Die Aussage des entstehenden Raumes, welcher von symbolischer Natur und nicht real an eine bestimmte Zeit gebunden war (es lassen sich also ganze Geschichten erzählen), ergab sich durch Größe und Anordnung der ausgewählten Objekte. Man spricht in dieser Zeit häufig von der so genannten Bedeutungsperspektive. Es zählt hier also nicht die reine Darstellung, sondern auch die Entwicklung, das nicht Greifbare, hinter dem Abgebildeten. (z.B. die göttliche Macht).rnDies änderte sich mit der Zeit der Renaissance, als man die Natur und deren Beobachtung neu entdeckte. Der Mensch rückte nun ins Zentrum des unendlichen Raumes. Das Übernatürliche rückte dabei in den Hintergrund und die mathematisch erklärbare Welt in den Vordergrund. Damit begann die experimentelle Forschung, welche zu mathematischer Genauigkeit und Wahrheit führte. Der Mensch wollte eine objektive Grundlage zur Erklärung aller Sehobjekte finden, dabei aber nicht von subjektiven Dingen, wie Eigenarten des Auges und der Hand abhängig sein. Man griff dafür auf jahrtausende alte Techniken zurück, welche in den Jahrhunderten davor in Vergessenheit geraten waren, wie z.B. die euklidische Geometrie. Als Ergebnis dieser Entwicklung entstand die Perspektive, welche, glaubt man, verschiedenen wissenschaftlichen Anschauungen einen Raum mit einer Zeit darstellt. Mit ihr ist scheinbar sogar die Möglichkeit der Rekonstruktion der Realität aus der zweidimensionalen Darstellung gegeben.rnDie Entwicklung ging nachfolgend chronologisch von der „einfachen“ Malerei über die Photographie bis zum computererzeugten und manipulierten Raum, welcher die Zeit durch Bildfolgen mit der Perspektive vereint. Dabei wurde der realitätsgetreue Raum im Laufe der Zeit scheinbar immer weiter perfektioniert und die perspektivische Darstellung, mit einigen Ausnahmen, als die einzig richtige angesehen. Was für Fortschritte, Rückschritte und Merkmale diese Entwicklung beinhaltet, wird sich im Verlauf dieser Arbeit zeigen.

Details

OriginalspracheDeutsch
Gradverleihende Hochschule
Betreuer:in / Berater:in
  • Groh, Rainer, Betreuer:in
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2006
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Schlagworte

Schlagwörter

  • Multiperspektive, Kunst