Arbeitslosigkeitserfahrungen, Arbeitsplatzunsicherheit und der Bedarf an psychosozialer Versorgung

Publikation: Beitrag in FachzeitschriftForschungsartikelBeigetragenBegutachtung

Beitragende

  • H. Berth - , Psychosoziale Medizin und Entwicklungsneurowissenschaften, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden (Autor:in)
  • P. Foerster - , Universität Leipzig (Autor:in)
  • F. Balck - , Technische Universität Dresden (Autor:in)
  • E. Braehler - , Universitätsklinikum Leipzig (Autor:in)
  • Y. Stoebel-Richter - , Universitätsklinikum Leipzig (Autor:in)

Abstract

Ziel der Studie: Arbeitslosigkeit führt bei vielen Betroffenen zu gesundheitlichen, vor allem psychischen, Beeinträchtigungen. Entsprechende Interventionsmaßnahmen werden jedoch von Arbeitslosen nur wenig in Anspruch genommen. Die Studie geht der Frage nach, welcher Bedarf an professioneller psychosozialer Beratung in Abhängigkeit von Arbeitslosigkeitserfahrungen und Arbeitsplatzunsicherheit besteht.

Methodik: 387 junge Erwachsene (54,4% weiblich) im mittleren Alter von 33,2 Jahren wurden 2006 im Rahmen der 20. Welle der Sächsischen Längsschnittstudie zu Arbeitslosigkeitserfahrungen, wahrgenommener Arbeitsplatzunsicherheit und dem subjektiven Bedarf an professioneller psychosozialer Beratung befragt. Erfasst wurde weiterhin der globale psychische Distress als Indikator für den objektiven Bedarf an psychosozialer Unterstützung.

Ergebnisse: Über 70% der Teilnehmer hatten bislang Arbeitslosigkeitserfahrungen. Frauen sind durchschnittlich länger arbeitslos als Männer. Aktuelle Arbeitslosigkeit (Odds Ratio 7,14; 95% Konfidenzintervall (CI) 3,28–15,54) erweist sich neben der Bedrohung durch Arbeitsplatzverlust (Odds Ratio 5,26; 95% CI 3,34–8,28) als stärkster Prädiktor für psychische Belastung. Der subjektive Bedarf an psychosozialer Beratung ist jedoch unabhängig von diesen arbeitsplatzbezogenen Merkmalen. 12,7% der Befragten gaben an, im letzten Jahr Beratungsbedarf gehabt zu haben. Signifikante Prädiktoren für professionellen Beratungsbedarf sind das Geschlecht (Odds Ratio 2,08; 95% CI 1,23–3,55) und die psychische Belastung (Odds Ratio 2,84; 95% CI 1,50–5,38).

Schlussfolgerung: Aktuelle Arbeitslosigkeit führt bei den Betroffenen zu objektiver psychischer Belastung, aber subjektiv nicht zu einem erhöhten Bedarf an psychosozialer Betreuung. Aufgabe muss es daher sein, dieses Gesundheitsrisiko an die Betroffenen in angemessener Weise zu kommunizieren und entsprechende, niederschwellige Versorgungsangebote zu unterbreiten.

Details

OriginalspracheDeutsch
Seiten (von - bis)289-294
Seitenumfang6
Fachzeitschrift Das Gesundheitswesen : Sozialmedizin, Gesundheits-System-Forschung, medizinischer Dienst, public health, öffentlicher Gesundheitsdienst, Versorgungsforschung
Jahrgang70
Ausgabenummer5
PublikationsstatusVeröffentlicht - Mai 2008
Peer-Review-StatusJa

Externe IDs

Scopus 47549100688
WOS 000258572600004
PubMed 18604767
ORCID /0000-0002-1491-9195/work/142255946

Schlagworte

Schlagwörter

  • Health care utilisation, Health services research, Job insecurity, Psychological distress, Unemployment

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