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Claudia Durastanti: Reise auf der Suche nach dem verlorenen Raum

Aktivität: Veranstaltungsorganisation und -teilnahmenTeilnahme an einer Veranstaltung

Datum

30 Juni 2022

Beschreibung

Einen neuen Roman zu schreiben bedeutet, eine Pforte zu durchschreiten und in eine neue Dimension einzutreten. Da ich über Beziehungen und Orte schon immer in zeitlich versetztem Rahmen geschrieben habe, fragte ich mich, welche neue Dimension eine Geschichte beherbergen könnte. Wer schreibt, neigt dazu, Konstanten zu haben: Alle meine Bücher, von Un giorno verrò a lanciare sassi alla tua finestra (lit. Eines Tages werde ich kommen und Steine an dein Fenster werfen) bis zu Die Fremde (Originaltitel La straniera), gehen von einer Art persönlicher Mythologie aus, in der die Figur oder der Erzähler einen Hang dazu haben, mit der nicht notwendigerweise erfahrenen, sondern auch nur vorgestellten Landschaft zu verschmelzen, die mit dem Wunsch vorweggenommen wurde. Das gilt auch für Caterina, die Hauptfigur des Romans Cleopatra va in prigione (lit. Kleopatra geht ins Gefängnis), die die Stadt nur zu bewohnen weiß, indem sie durch sie hindurchgeht, sie mit ihren Füßen tritt, wie eine spontane Flaneuse, die sich jeder Form von Zentrum widersetzt. Auch wenn sie stillstanden, sind die Figuren, über die ich schrieb, oft Fremde, potenzielle Migranten, unfreiwillige Reisende gewesen, die von einer Art „terrassenza“, ‚Landlosigkeit‘, betroffen waren, der „landlessness“, über die Melville in Bezug auf die Freiheit und die Beziehung zum Göttlichen schrieb. Trotzdem ist das „avereterra“, das ‚Landhaben‘, ein Zustand, bei dem es nicht nur um Zugehörigkeit und Vorstellungswelt geht. Es ist nicht nur eine Frage der Poetik, sondern auch des Daseins in der Welt, des Rechts und der Möglichkeit. In dieser Hinsicht erwies sich eine Region wie die Basilikata, in der ich lange Zeit gelebt, aber die ich nur wenig in den Romanen erforscht habe, als eine neue ideale Dimension, um über eine andere Räumlichkeit nachzudenken, in der sich die Melancholie oder die Freude des Ortes mit eher einhelligen, historischen und politischen Bedeutungen überschneidet. Der Raum wird besetzt, bewohnt, verlassen, gewählt, verloren. Und manchmal übernimmt er in einem Roman die Rolle der Zeit.
Eine Veranstaltung des Italienzentrums Dresden.

Sonstiges

TitelClaudia Durastanti: Reise auf der Suche nach dem verlorenen Raum
UntertitelVeranstaltung in italienischer und deutscher Sprache
Veranstaltungsnummer
Dauer30 Juni 2021
Webseite
OrtZentralbibliothek im Kulturpalast
StadtDresden
LandDeutschland

Schlagworte

Forschungsprofilli­nien der TU Dresden

Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereiche, Fachgebiete nach Destatis

Schlagwörter

  • Claudia Durastanti, italienische Literatur- und Kulturwissenschaft, Raumdiskurse, Fremde, Migration, landnessness, Familienerzählungen, Italienzentrum Dresden